Mein Beitrag in der Printversion zum Rechnungabschluss 2019 in der Sitzung des Vorarlberger Landtags am 8. Juli 2020

Kunst und Kultur spiegeln die gesellschaftliche Vielfalt des Landes wider. Ich könnte jetzt auf die großen Tanker, die Leuchttürme eingehen, werde aber dieses Jahr versuchen einige Projekte herauszunehmen, die belegen, wie die Landesregierung Kulturpolitik macht und in welcher Breite Kunst- und Kulturprojekte sowie -institutionen in Vorarlberg gefördert werden.

Museen in Vorarlberg

Das Land Vorarlberg hat mit der Plattform „Museen in Vorarlberg“ einen wichtigen Schritt zur Digitalisierung des kulturellen Erbes genommen. Diese Plattform bündelt sämtliche Archive, Sammlungen und Museen des Landes. 2019 wurden in die Erfassung und Sichtbarmachung von Kulturgütern 110.000 Euro investiert, sowohl in den Flaggschiffen wie dem Vorarlberg Museum oder dem Dornbirner Stadtmuseum. Aber auch im Netzwerk mit den vielen kleinen Einrichtungen im Land wie beispielsweise der Juppenwerkstatt in Riefensberg, der Frastanzer Museumswelt oder auch dem Brauereimuseum der Fohrenburg in Bludenz. In meinen Augen ist das ein kulturpolitischer Meilenstein, der jedoch nie abgeschlossen sein wird und als Beispiel nachhaltiger Kulturarbeit dient.

GO-Stipendium

Ein Schwerpunkt des Landes bildet das GO-Stipendium. Pro Jahr werden fünf heimische Kunst- und Kulturschaffende oder Kollektive mit jeweils 5.000 Euro gefördert. Diese Auslandsstipendien sind weder an einen bestimmten Ort noch an eine bestimmte Zeit oder eine bestimmte Sparte gebunden. Es gab 42 Anträge, 5 Künstler/innen bzw. Kollektive wurden gefördert. Emmanuel Troy beispielsweise kann damit ein Praktikum bei Stardesigner Stefan Sagmeister in New York absolvieren, die Literatin Lisa Spalt will mit einem „Utopie-Projekt“ im gesamten deutschsprachigen Raum auf die Suche nach positiven Geschichten gehen. So soll ein Gegenpol zur pessimistischen, ängstlichen Stimmung entstehen. Ein Thema, das aktuell kaum relevanter sein könnte.

Südtirol

Im Jahr 2018 wurde mit der Ausstellung DA.ZWISCHEN in Bozen gestartet, im Frühjahr 2019 wurde der künstlerische Transfer mit Südtirol fortgesetzt. Im Fokus lag das Medium Performance, 6 Vorarlberger Künstler/innen waren beteiligt. Eine Fortsetzung erfolgt coronabedingt erst 2021. Das ist ein wesentlicher Beitrag zur Internationalisierung und künstlerischer Auseinandersetzung von europäischer Dimension. Es sei auch noch erwähnt, dass die Ausstellung „Getting things done“ mittlerweile an 30 Standorten weltweit zu erleben war.

Tag der Kulturinitiativen

Nicht erst seit dem Ausbruch der Pandemie, pflegt das Land Vorarlberg einen intensiven Dialog mit der IG Kultur. Der „Tag der Kulturinitiativen“ fand 2019 auf der Villa Falkenhorst in Thüringen statt und widmete sich Rechtsfragen, die Künstlerinnen und Künstler betreffen. Eine direkte Service-Initiative für die Kunst- und Kulturlandschaft im Lande.

Kunstankäufe des Landes

100.000 Euro, die direkt zu Künstlerinnen und Künstlern fließen und eine der effektiven Formen von Kunstförderung sind die Kunstankäufe des Landes, in den letzten 3 Jahren von Claudia Voit und Peter Niedermair hervorragend kuratiert. Eine unmittelbare Förderung von Kunstschaffenden, zudem wird zeitgenössische Kunst sichtbar und öffentlich diskutiert. An dieser Stelle vielen Dank an den Verein allerArt mit seiner Galerie in Bludenz für die Kooperation.

Kunst am Bau

Ein Prozent der Nettoerrichtungssumme eines jeden Hochbauvorhabens des Landes werden für „Kunst am Bau“-Projekte aufgewendet. 2019 waren das rund 220.000 Euro. Der Bregenzer Künstler Marbod Fritsch konnte damit im Bäuerlichen Schul- und Bildungszentrum in Hohenems einen Impuls realisieren. Durch den Neubau der ARGE Querformat + Hermann Kaufmann ist bekanntlich ein weiterer Innenhof entstanden. Dieses grüne Herz bespielt der Künstler mit einer außergewöhnlichen Textarbeit. Der Titel „Aus deinem Leben“ nimmt Bezug auf die Biografie des Bregenzerwälder Schriftstellers und Sozialreformers Franz Michael Felder. Im LKH Feldkirch wiederum wird tOmi Scheiderbauer einen Entwurf für die Bodengestaltung des neuen Eingangsbereichs realisieren, ein sanfter, aber gleichzeitig sehr lebhafter Übergang von außen nach innen, vom Dunklen ins Helle. Der neue Zugang zum LKH samt großem Vordach soll bis 2022 umgesetzt werden.

Film und Kinolandschaft

Die Vorarlberger Kleinkinos bieten, abseits von kommerziellen Produktionen, eine breite Auswahl von kulturell anspruchsvollen Filmen an. Die Wirtschafts- und Kulturabteilung des Landes haben sich gemeinsam dafür ausgesprochen, diese Kinolandschaft mit einer Zwei-Jahresförderung in den Jahren 2019 und 2020 von jeweils 20.000 Euro für das Metrokino Bregenz, das Cinema Dornbirn, das Kino Bludenz, die Kinothek Lustenau und das RIO Kino Feldkirch zu unterstützen. An dieser Stelle ein ausdrückliches Dankeschön an die Standortgemeinden Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Bludenz und Lustenau, welche sich dieser Förderung angeschlossen haben. Das Medium Film, insbesondere die Großleinwand, ist ein Kulturgut, das geschützt werden muss, insbesondere in Zeiten von Netflix und den verschiedensten digitalen Streamingplattformen. Das sind Treffpunkte, Orte für Kommunikation. Mit dieser Förderung können die Kleinkinobetreiber neue digitale Standards einführen.

Prekariat in der Kunst

Ja, wir müssen auch nach der Pandemie darüber nachdenken, wie wir „fair“ in der Kunst bezahlen können. Aber eines ist auch klar: Auch wenn wir mehr Geld für Kunst und Kultur zur Verfügung hätten, wir werden kein Mittelmaß fördern, die Kunstkommissionen werden weiterhin Qualitätskriterien definieren und folglich auch Ansuchen ablehnen, das ist und bleibt das Wesen von staatlicher/öffentlicher Kunstförderung. Soziale Gießkanne widerspricht dem Wesen von Kunstförderung.

Dankeschön

Insgesamt waren in der Gruppe 3, Kunst, Kultur und Kultus 43 Mio Euro veranschlagt, 42 davon wurden aufgewendet. Mein Dank gilt Alt-Landesrat Dr. Christian Bernhard, Landesstatthalterin Dr. Barbara Schöbi-Fink, der Kulturabteilung des Landes mit Dr. Winfried Nussbaummüller an der Spitze, allen kommunal aktiven Kulturverantwortlichen aus Politik und Verwaltung für die Zusammenarbeit, den Beiräten, sprich der Kunst-Kommission, den Kollegen/innen des Landeskulturbeirates und insbesondere allen Künstlerinnen und Künstler, Vereinen, Ehrenamtlichen, die sich mit ihrem Einsatz immer wieder folgenden drei Kernthemen von Kulturentwicklung stellen:

  1. Kunst- und Kulturvermittlung ziehen sich durch alle künstlerischen Sparten, die Auseinandersetzung mit den verschiedensten Zielgruppen, oder besser gesagt Anspruchsgruppen ist mehr als ein Gebot der Stunde, es gilt Räume für künstlerische und kreative Auseinandersetzung im aktiven Tun aber auch im Erleben von Kunst zu ermöglichen. An dieser Stelle sei auch das Exzellenzprogramm Doublecheck an der Schnittstelle von Kunst und Schule erwähnt.
  2. Vorarlberg, unser Kulturraum, baut auf ehrenamtliches Kulturschaffen. Tausende von Menschen sind in Musikkapellen, Chören, Trachtengruppen oder den Funkenzünften aktiv, leisten damit einen großen Beitrag für das gesellschaftliche Miteinander.
  3. Last but not least, es braucht das Miteinander von institutioneller, im Landeseigentum befindlicher kultureller Infrastruktur, wie auch die breite Vielfalt der freien Kultur, die oftmals Treiber von Entwicklung sind und mit künstlerischen Mitteln unangenehme Fragen stellen. Und ja, wir werden uns zeitnah mit strukturellen Fragen der Kulturentwicklung auseinandersetzen müssen, auch um gemeinsam mit dem Bund Antworten auf zum Teil prekäre Lebensverhältnisse im Kunst- und Kulturbereich zu finden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, der coronabedingte Sommer 2020 wird aufzeigen, welche Folgen die Absage der Bregenzer Festspiele haben werden, für den Standort, insbesondere für den Tourismus. Trotzdem: Die Kunst- und Kulturpolitik des Landes bietet Begegnung, Auseinandersetzung und Momente des Innehaltens, schlicht: Kulturelle Erlebnisse.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!