Presseaussendung, 30.12.2020

Die Idee von kultureller Relevanz bezieht sich auf eine Kulturpolitik, welche beabsichtigt, über das ästhetische Erlebnis hinaus gesamtgesellschaftliche Wirkungen zu erzielen. „Wie geben wir dem Kunst- und Kulturschaffen mehr gesellschaftliche Wertigkeit?“, stellt VP-Kultursprecher, LAbg. Christoph Thoma eine zentrale Frage für das kulturpolitische Jahr 2021.

Wenn heute von Kunst und Kultur gesprochen wird, dann wird meist aus ökonomischer Sicht heraus argumentiert: Kunst und Kultur schaffen bekanntlich einen Beitrag zur Identität des Landes, steigern die Attraktivität des Standorts, fördern die urbane und die regionale Entwicklung, leisten einen Beitrag zur wirtschaftlichen Prosperität des Landes und dienen als Gradmesser für einen hohe Lebensqualität.

Kulturpolitik ist Gesellschaftspolitik

Doch das ist in den Augen von Christoph Thoma zu wenig weit gedacht. „Kunst schafft nicht nur gesellschaftliche Werte, Kunst hat einen Wert. Dieses Bewusstsein gilt es zu steigern“, so Thoma, der dabei nicht nur auf professionelles Kunstschaffen verweist. „Auch Amateure schaffen Werte, insbesondere wenn es darum geht, ehrenamtliches Engagement und Vereinsarbeit als Sozialkapital zu begreifen“, so Thoma weiters und ergänzt, „dass eine Gesellschaft kreative Menschen benötigt, die mit Kunst gesellschaftliche Themen aufgreifen. Und diese sind schlichtweg fair zu bezahlen sind“.

Prekäre Lebensverhältnisse

Der Antrag an den Vorarlberger Landtag, sich mit „prekären Lebensverhältnissen im Kunst- und Kulturbereich auseinanderzusetzen“, der Mitte Jänner im Kultur- und Bildungsausschuss und am 3. Februar im Landtag diskutiert wird, soll durch Zuarbeit einer Forschungsgruppe der Fachhochschule Vorarlberg in den kommenden Monaten valide Daten und Fakten vorlegen, um dementsprechende Zukunftsszenarien und Verbesserungsvorschläge fortlaufend zu erarbeiten und die angesprochene Wertigkeit von Kunstschaffen weiter zu stärken, die Lebensverhältnisse von Künstlerinnen und Künstlern zu verbessern, künstlerisches Schaffen kooperationsfähiger zu machen und folglich Schnittstellen zu Digitalisierung, Migration oder beispielsweise Teilhabe am künstlerischen Prozess effizient zu gestalten.

Bühne, Publikum und Diskurs

Der italienische Stardirigent Riccardo Muti, der heuer das Wiener Neujahrskonzert erstmals ohne Publikum dirigieren wird, nennt in der gestrigen Pressekonferenz das „Neujahrskonzert sei eine Botschaft der Hoffnung“. Leider können die mittlerweile traditionellen Neujahrskonzerte in Dornbirn, Götzis und Bludenz, aber auch das Neujahrsfestival am Theater am Saumarkt in Feldkirch nicht wie gewohnt über die Bühne gehen. „Trotzdem vertraue ich darauf, dass mit dem Ende des Lockdowns und der eben angelaufenen Impfstrategie gerade im Bereich der Kunst und Kultur zeitnah Normalität zurückkehrt“, so Thoma, denn Kunst und Kultur brauchen neben einer fairen Bezahlung insbesondere Bühne, Publikum und Diskurs.

Landtagsabgeordneter Thoma appelliert zudem an die Bundesregierung, die Öffnungsschritte ab dem 18. Jänner realitätsnah zu setzen.

„Kunstrezeption spielt sich definitiv nicht vor 17 Uhr ab, sprich Konzerte oder Theateraufführungen vormittags und nachmittags machen kaum Sinn, außer am Wochenende!“