„Stadtentwicklung ist ein dynamischer Prozess und auf Basis eines konsequenten Stadtdialoges gelingen, insbesondere, wenn es darum geht, die Stadt als attraktiven Wirtschaftsstandort zu präsentieren.“

Ich beschäftige mich seit vielen Jahren, auch beruflich in verschiedensten Beratungsmandaten, mit zeitgemäßer Wirtschafts- und Standortpolitik. Das sind meine Gedanken #fürbludenz.

Stand: Jänner 2020

Bludenz baut auf eine völlig intakte Innenstadt mit einer hohen Qualität an inhabergeführten Handelsbetrieben. Bludenz baut zudem auf einen Industrie- und Gewerbestandort sowie auf die Bedeutung als Dienstleistungszentrum in ihrer Rolle als Bezirkshauptstadt. Die sogenannten „weichen“ Standortfaktoren wie die Wohnqualität, weitestgehend flächendeckende Kinderbetreuungsangebote (Mittags- und Nachmittagsbetreuung an den Schulen), eine im Ausbau befindliche schulische Infrastruktur und das überregional bedeutende Kultur-, Freizeit- und Naherholungsangebot sind wichtige Ansatzpunkte für weitere Perspektiven der Alpenstadt, insbesondere als Standort zum Leben und Arbeiten. Gerade vor dem Hintergrund des demographischen Wandels wächst die Bedeutung der Anziehungskraft auf Fachkräfte, und folglich eine umfassende Fokussierung auf weiche Standortfaktoren.

Wirtschaft und Innovation sind entscheidend für die Stadt und Stadtregion Bludenz und müssen in Einklang gebracht werden. Wir bauen in Bludenz auf eine solide Wirtschaftsstruktur mit einem guten Mix aus klassischer Produktion (Industrie), Dienstleistungen und Handwerk, und bauen zudem auf einige Leitbetriebe, wie die Unternehmen Getzner, Bertsch, Mondelez und Jäger Bau. Das soll auch in Zukunft so bleiben, weil die Wirtschaft ohne Eingrenzung auf bestimmte Branchen besser wachsen und sich in Krisenzeiten stabiler behaupten können. Dies ist auch das Wesen unseres ländlich geprägten Stadtraumes.

Qualifizierte Arbeitskräfte, eine hohe Beschäftigtenquote, definierte Entwicklungsräume und starke Unternehmen machen die Attraktivität der Bezirkshauptstadt Bludenz als Wirtschaftsstandort aus. Es gilt, für möglichst alle Menschen einen Zugang zum Arbeitsmarkt zu gewährleisten. Unternehmen brauchen einen klaren und verlässlichen Rahmen für ihre Entscheidungen und für Investitionen in und für Bludenz.

  • Es braucht einen strukturierten Dialog mit der Wirtschaftsgemeinschaft Bludenz, insbesondere um den Handel zu stärken, „lokale“ Antworten auf den Internethandel zu finden und zudem Digitalisierung als Chance für den Handel zu begreifen.
  • Der Ausbau des Wirtschaftsservices als Abteilung der Bludenz Stadtmarketing GmbH zu einem Beratungsbüro für Betriebsansiedelung bzw. zu Fragen von Betriebserweiterung ist von hoher Bedeutung. Dabei gilt es auch Flächen- und Liegenschaftsmanagement fortlaufend zu thematisieren.
  • Eine Verstärkte Zusammenarbeit mit der der Wirtschaftsgemeinschaft Montafon, der Handwerkszunft Bürs und der Wirtschaft im Walgau eröffnet Zukunftsperspektiven für Wirtschaft, Industrie und Handel.
  • Aus 4 mach 1, indem der Stadtdialog mit der Alpenregion Bludenz GmbH, dem Tourismusverein Bludenz, dem städtischen Kulturbeirat sowie den Akteuren der Stadtstücke strukturiert geführt wird.
  • Ein Vollbeitritt zur Regio Walgau, um Bludenz als das Dienstleistungszentrum des Bezirks stärker zu positionieren, ist unausweichlich.
  • Die Kernkompetenz des Stadtmarketings ist die Positionierung der Stadt mit Events. Die Aktivierung der Bevölkerung mit Formaten zur Beteiligung am städtischen Leben gilt es weiter auszubauen.

Wirtschaftsservice: „Kümmerer“ für alle Fragen von und für Betriebe in der Stadtregion

Das angesprochene Wirtschaftsservice wird sich um die Förderung der lokalen Ökonomie, die Bestandssicherung und -entwicklung von lokalen Betrieben und Unternehmen, die Ansiedlung neuer Unternehmen und die Entwicklung von Gewerbeflächen und deren -vermarktung kümmern. Das wäre das Selbstverständnis einer zeitgemäßen Wirtschaftspolitik, welche sich um optimale Rahmenbedingungen bemüht. Als mittelfristiges Ziel muss eine Gemeindekooperation Bludenz-Bürs-Nüziders zum Ausbau des Wirtschaftsservices für die Stadtregion formuliert werden.

Fachkräfte: Rolle der WISTO Vorarlberg

Bei den Aktivitäten des Wirtschaftsservices spielt das Thema Fachkräftebedarf beziehungsweise -rekrutierung eine bedeutende Rolle. Auf Grund der Kleinheit der Stadt, der Bedeutung der Region sowie der überschaubaren Dimension in Vorarlberg gilt es die WISTO Vorarlberg (www.wisto.at) als Ansprechpartner für alle Fragen des Fachkräftebedarfs als zentralen Partner zu gewinnen. Diesbezüglich gilt es rasch das Gespräch mit dem Land Vorarlberg zu suchen.

Flächenmanagement

Wenn Bevölkerung und Wirtschaft im Wachstum begriffen sind, wird das Bludenzer Stadtgebiet trotzdem nicht größer. Das ist der Grund für den Wettbewerb der Kommunen, sichtbar auch in der Stadtregion Bludenz-Bürs-Nüziders sowie im Walgau. Bei den wenigen freien Flächen im Stadtgebiet bleibt es eine zentrale Herausforderung die Bedarfe an Wohnungen, Gewerbeflächen oder eben Grünraum zu priorisieren – immer im Einklang mit der Natur, mit den Effekten für die Stadtentwicklung, aber auch im Diskurs über mögliche neue (inter)kommunale Spielräume. Ein interkommunaler Finanzausgleich, sprich eine Diskussion über Steuereinnahmen aus Wirtschaft und Industrie über Gemeindegrenzen hinweg, scheint in Vorarlberg unausweichlich.

„Grün in der Stadt“: Bludenz lebt eine nachhaltige Stadtentwicklung.

Wenn man heute von wirtschaftlicher Entwicklung spricht, dann geht das nur im Einklang mit Fragen des Natur- und Umweltschutzes. Die Bludenzerinnen und Bludenzer lieben ihren wunderbaren Natur- und Grünraum in und rundum Bludenz. Ein wachsendes Umweltbewusstsein trägt ganz wesentlich dazu bei, die hohe Lebensqualität in Bludenz zu erhalten. Diesbezüglich muss es Aufgabe von innovativer Standortpolitik sein, Anreize für die Benützung des öffentlichen Verkehrs (Bahn und Stadtbus) zu schaffen, bei allen Straßenbauprojekten Gehsteige mit einzuplanen und konsequent E-Mobilität zu fördern.

Conclusio

Wachstum wird noch stärker als bislang zur zentralen Herausforderung unserer Zeit werden. Dabei gilt es auch Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaftals einen wesentlichen Parameter von Standortentwicklung wahrzunehmen. Fazit:

  1. Beteiligung und strukturierter Dialog der Akteure von Wirtschaft, Industrie und Handel
  2. Ein starkes Wirtschaftsressort für die Stadt Bludenz, in dem die politische Relevanz von Betriebsansiedelung und -erweiterung, Wirtschaftsservice, städtischen Wirtschaftsangelegeheiten und die politische Verantwortung für das Stadtmarketing sowie die Kompetenz von Tourismus und Digitalisierung gebündelt werden.
  3. Eine nachhaltige Stadtentwicklung: Bündnis Nachhaltiges Bludenz

Zeitgemäße Stadtentwicklung reagiert auf gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Dabei geht es darum, die verschiedensten Interessen auf Augenhöhe zu diskutieren und Lösungen herauszuarbeiten. Im Sinne des Klimawandels, im Sinne eines schonenden Umgangs mit unserer Natur, aber auch im Wissen, dass wirtschaftliche Entwicklung auch auf Ausbau und Betriebserweiterung setzt, kann das Bündnis Nachhaltiges Bludenz in Form eines strukturieren Dialoges das Beste für die Stadt herausholen.

Herausforderungen – Corona als Brandbeschleuniger, Stand: Juni 2020

Städte sind ein in sich korrespondierendes System, welches nur als ein attraktiver „… Angebots-Mix aus Kunst, Kultur, Tourismus, Entertainment und einer bunten und vielfältigen Handelslandschaft …“ (Quelle ZIA Positionspapier) und Dienstleistungsangebot mit hoher Aufenthaltsqualität funktioniert.

Die wirtschaftlichen Folgen der Corona- Pandemie werden jedoch zu Umwälzungen im städtischen Angebot führen. In Konsequenz dazu droht mittelfristig eine Aushöhlung der städtischen Attraktivität, für die lokale Bevölkerung als auch für auswärtige Gäste und Tourist*innen. Die Gefahr eines Trading-Down-Effekts, welcher eine Abwärtsspirale für Städte skizziert, wird konkret.

Dass die Bedeutung des eigenen Umfeldes als Lebensraum, ergänzt um mögliche Konsequenzen der Corona-Pandemie, für tiefgreifende Veränderungen sorgen werden, ist anzunehmen. Erschwerend kommt hinzu, dass heute überhaupt nicht absehbar ist, welchen langfristigen Konsequenzen die Pandemie auf die Gesellschaft und somit auf die Wirtschaft und den Standort tatsächlich haben wird.

Zukunftsprognosen sind daher seriöserweise nicht möglich. Trotzdem braucht die Stadt Bludenz Orientierung und eine wirtschaftspolitische Perspektive, die sich „jetzt“ mit essentiellen Fragen auseinandersetzt:

  • Wie verändert sich die Gesellschaft, welche politischen Rahmenbedingungen sind jetzt notwendig?
  • Wie ändert sich das grundlegende Verhalten der Bürger*innen, auch im sozialen Umgang miteinander (Stichwort: Abstandsregeln)?
  • Gibt es neue und/oder veränderte Konsumbedürfnisse (Stichwort: Online-Handel)?
  • Nimmt die Bedeutung des persönlichen Umfeldes zu, sprich wie gestalten wir Stadtteile in Bezug auf Handel und Gastronomie (Dorfzentren Bings/Stallehr, Brunnenfeld, Südtiroler Siedlung, Rungelin, aber auch Fabrik Klarenbrunn etc.) zu?
  • Welche Bedeutung hat der ÖPNV, wie entwickeln wir den Stadtbus, auch überregional? Welche Bedeutung hat der Klimawandel vor Ort, wie reagiert Bludenz darauf, wenn es um den stationären Handel und Betriebsansiedelung geht?
  • Ist der Bedarf an Aufenthaltsqualität mit den bisherigen Lösungen ausreichend?
  • Sind Veranstaltungen und Unterhaltungsangebote (Kompetenz: Stadtmarketing), die teilweise enorme überregionale Bedeutung als Besuchermagnet haben, mittelfristig wieder anzubieten bzw. in welcher Form zu realisieren? Dies insbesondere im Wissen, dass die Pandemie wohl bis in die Jahre 2022 oder 2023 reichen wird.
  • Welche Bedürfnisse in Bezug auf Convenience/Lieferketten müssen hinkünftig bedient werden? Übersetzt: Wie stärken wir regionale Lieferketten (Fokus: Regionalität)?
  • Wie viele Immobilienbesitzer können den Ausfall an Mieteinnahmen langfristig verkraften, welche Konsequenzen sind zu erwarten, was bedeutet das für den Handels-Mix in der Stadt?

Wenn es gelingt, diese Krise als Chance zu begreifen und mit einem zukunftsfähigen Konzept unter Beteiligung der städtischen Entscheider*innen zu unterlegen, entsteht ein narrativer Prozess, dessen Erfolg sich bereits während des Prozessverlaufs darstellen wird. Das Signal, die Stadt Bludenz neu zu denken, auch in Fragen von Immobiliennutzung und Quartiersentwicklung, ist per se eine Botschaft.

Die langfristigen Folgen der Corona-Pandemie auf die Stadt Bludenz werden durch veränderte Bedürfnisse und Verhaltensweisen der Bevölkerung sichtbar werden. Wenn wir „jetzt“ richtig reagieren, zukunftsorientiert agieren, und dabei im ureigenen kommunalen Kompetenzbereich liegen (Mobiliätstkonzepte, Vernetzung von digitalen Angebote, Dienstleister für Wirtschaft, Handel und Gastronomie, etc.) ist das ein Zugewinn zur Lösung zahlreicher systemischen Herausforderungen, welche bereits vor der Pandemie sichtbar waren.