Im Gespräch mit Kulturstadtrat Christoph Thoma erzählen Mathias, sein Bruder Michael und seine Eltern Caroline und Wolfgang Tomaselli über den neuen Lebensabschnitt bei den Wiener Sängerknaben.

Sängerknabe Mathias Tomaselli


Seit Ostern ist der 10-jährige Mathias Tomaselli bei den Wiener Sängerknaben, dem wohl berühmtesten Chor der Welt. 100 aktive Kinder zwischen 9 und 14 Jahren, aufgeteilt auf 4 Konzertchöre sind ein Markenzeichen Österreichs, oder wie sagt Mathias selbst: „Wir repräsentieren Österreich“ und deutet dabei stolz auf das Österreichische Wappen auf seiner Kappe.
Der Umstieg von Bludenz nach Wien war für Mathias nicht besonders schwierig, da die Sängerknaben ein perfekt eingespieltes Team sind. „Wenn wir am Wochenende nicht heimfahren können, werden wir bei Familien in Wien untergebracht, und das ist dann ein völlig normales Familienwochenende“. Aber Matthias gibt schon zu, dass er dann, meist abends, wenn es ruhig wird, schon mal Heimweh hat. Doch auf Grund der vielen Konzertreisen, des dichtgedrängten Tagesablaufes mit täglich 2 Stunden Chorprobe und Einzelstimmbildung, bleibt da gottlob nicht wirklich Zeit dafür. Viel eher schmerzt die Distanz die Eltern, für die die Umstellung schon schwergefallen ist. Doch der große Bruder Michael, selbst leidenschaftlicher Bludenzer Jungfeuerwehrmann, bringt es auf den Punkt: „Ich vergönne es meinem kleinen Bruder“.
Stolz erzählt Mathias von der 8-wöchigen Konzertreise von Mitte September bis Mitte November nach Taiwan, China und Australien. „Der absolute Höhepunkt war das Konzert in der Sydney Opera“, erzählt der Musikant, wie ihn Mama Caroline bezeichnet. Mathias hat von seiner Uroma erst vor einem Jahr ein Harmonium, das früher im Kloster Gauenstein stand, geschenkt bekommen. Immer wenn er in Bludenz ist, spielt er darauf. Musik ist ein ganz wichtiger Teil seines Lebens, was auch seine Lehrerin Veronika Walch in der Volksschule Obdorf erkannt und besonders gefördert hat. „Mathias hat alleine entschieden, diesen Schritt zu gehen“, erzählt Papa Wolfgang, der zugibt, dass das Loslassen nicht immer einfach ist, „vor allem, wenn Mathias auf der langen Konzertreise die Skype-Zeiten vergisst“, schmunzelt der Papa.
Im Sängerknaben-Internat im Wiener Augarten teilt Matthias sein Zimmer mit zwei Japanern und einem Chinesen. Sein bester Freund ist Henry aus den USA. Gemeinsam verbringen sie viel Zeit auf dem Fußballplatz, im schuleigenen Hallenbad oder beim Tischtennisspielen. Und dass sie dann ihre Konzerte auf Deutsch, Englisch, Italienisch, Bulgarisch, Lateinisch und Chinesisch singen, versteht sich von selbst.
Sein großer Traum ist ein Auftritt als einer der „Drei Knaben“ in Mozarts Zauberflöte an der Wiener Staatsoper. Aber bis es soweit ist, wird Mathias mit dem Schubertchor der Wiener Sängerknaben bei „Christmas in Vienna“ im Wiener Konzerthaus sowie unter anderem in der Berliner Philharmonie oder dem legendären Concertgebouw in Amsterdam zu erleben sein.

Erschienen im „Bludenz aktuell“ 12/17, verfasst von Christoph Thoma, Oktober 2017